
Ilka Piecyk ist seit 27 Jahren Kundenberaterin der Berliner Sparkasse. Das Besondere: Sie ist von Geburt an hörgeschädigt, beherrscht jedoch die Gebärdensprache perfekt. In Charlottenburg berät sie aktuell mehr als 70 Kunden, die ebenfalls hörgeschädigt sind. Für sie ist Vertrauen die Basis einer guten Kundenbeziehung.
Meine gehörlosen Kunden haben oftmals eine wahre Odyssee hinter sich gebracht, weil sie falsch beraten oder sogar abgewiesen wurden. Ein gehörloses Ehepaar suchte unsere Filiale auf nachdem sie beim Autokauf vom Autohändler keine Kreditzusage erhielten. Durch die Gebärdensprache gelang es uns schnell, auf unbürokratische Weise eine Lösung für dieses Problem zu finden. Das Paar konnte daraufhin das neue Fahrzeug finanzieren und war darüber sehr glücklich. Es sind diese Situationen, in denen ich auf einfachem Weg helfen und etwas verbessern kann, die unheimlich motivierend sind.
In der Gebärdensprache gibt es keine „Sie-Form“. Das heißt, wir „duzen“ uns von der ersten Begrüßung an. Dadurch ist die Offenheit wesentlich größer und der Umgangston von Anfang an sehr herzlich. Das schafft sofort eine vertrauensvolle Atmosphäre. Meine Kunden schätzen das sehr und freuen sich, dass jemand sie versteht.
Manchmal dauern die Gespräche mit Gehörlosen etwas länger, weil wir ausführlicher beraten müssen. Wenn ich mit einer Kundin eine Anlagestrategie bespreche, muss ich beispielsweise das Wort „Rendite“ genau erklären, weil es in der Gebärdensprache nicht vorkommt. Und stellen Sie sich vor: Gehörlose müssen heute oft noch Zettel schreiben, um ihr Anliegen vorzubringen. Das fällt bei uns komplett weg. Daher bin ich überzeugt: Ich mache den Unterschied, weil unsere hörgeschädigten Kunden sich auf mich verlassen können und wir auf Augenhöhe miteinander sprechen.